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Achim Herbertz und ich hatten uns im August entschlossen, für 14 Tage im September mit meinem Schiff noch einmal auf die Ostsee zu gehen. Nach einigen kleinen, spontanen, technischen Umbauten am Schiff ( Einbau Kartenplotter und aktives und passives AIS), brachen wir am 09.09.22 auf, ließen uns in Lehnitz abends noch schleusen und übernachteten hinter der Schleuse, bevor es dann am nächsten Tag bis Gartz/ Oder und am darauffolgenden Tag schließlich bis Stettin weiterging.

In Stettin empfing uns gleich die Wasserschutzpolizei mit Blaulicht und forderte uns zum Anlegen auf. Es stellte sich heraus, dass man uns lediglich bezüglich der persönlichen Papiere und der Schiffspapiere kontrollieren wollte, was letztlich jedoch 30 Minuten dauerte.

Anschließend stellten wir in der North – East Marina im Zentrum von Stettin umgehend dem Mast, gingen essen und genossen aus dem Cockpit die Lichtspiele an den historischen Hafenkränen und die beleuchtete Silhouette der Stadt.

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 Am nächsten Tag brachen wir Richtung Swinemünde auf, durchquerten nach kurzem Tankstopp in Stepnica das Haff bei fast völliger Windstille (immerhin schon einmal 3,5 sm segelnd) und fuhren bis in die Marina von Swinemünde, wo wir in einem kleinen, gut besuchten polnischen Lokal wunderbar und preiswert gegessen haben.

Bei angesagtem Wind um 4, zunehmend auf 5-6, Schauerböen und vereinzelten Gewittern brachen wir am 13.09.22 früh Richtung Sassnitz auf und mussten schnell vom vollen Groß bis ins 3. Reff bei gleichfalls stark gereffter Genua. So ließ es sich dann aber prima segeln, wenn auch die Wellen immer höher wurden und der letzte Anlieger nach Sassnitz sehr feucht wurde, da es permanent über den Bug gischtete.

Unser Ziel, Richtung Fünen – also nach Westen - zu kommen war wegen der Starkwindankündigungen (bis 7 Bft.) für die nächsten Tage leider nicht umsetzbar, so dass wir entschieden uns in den Boddengewässern zu „verkriechen“ und ein wenig geschützter vor dem Wind zu sein. Erklärtes Ziel war deshalb Thiessow (Mönchgut), an der SO Ecke von Rügen.

Da die Fahrrinne nach Thiessow flach und schmal ist, motorten wir ab Beginn der Rinne, zumal der Wind wieder mit 5 Bft. Recht kräftig blies. Leider hatten wir gleich zu Beginn mehrfach beunruhigende Grundberührung und entschlossen uns Thiessow nicht weiter
 
anzulaufen und nach Gager, eine Bucht weiter, zu fahren. Dort fanden wir einen nahezu leeren Hafen vor und genossen das Essen im Restaurant „Zum Anker“ mit echtem DDR Ambiente.

Die nächsten beiden Tage mussten wir wegen tobendem Starkwind mit 7 Bft. im Hafen liegen bleiben, der uns selbst dort noch ordentlich durchschüttelte und im Rigg jaulte. Wir lagen gottseidank genau mit dem Bug im Wind, so dass das einigermaßen erträglich war, machten ausgedehnte Wanderungen durch das Naturschutzgebiet Mönchgut und auf den Zicker Berg, holten uns frische Barschfilets vom Fischer und bereiteten uns leckere Abendessen an Bord zu.

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Permanenter West- bzw. Nordwestwind führte dann zu der Entscheidung von Gager nach Bornholm zu fahren. Am 17.09.22 starteten wir um 6.30 Uhr bei angesagten 5 Bft., strichweise Gewitter und Schauerböen, 2 m Welle. Es wurde eine schnelle Überfahrt mit Groß im 2. tlw. 3. Reff und voller Genua. 2 Stunden vor Rönne erreichte uns dann über UKW Funk noch eine akute Sturmwarnung und eine extrem beunruhigende schwarze Wand mit einer breiten Böenwalze voran und extremen Regenschauern kam auf uns zu, passierte uns mit beeindruckender Windhose glücklicherweise aber hinter unserem Heck. Vorsichtshalber hatten wir jedoch bereits das Großsegel geborgen und waren nur noch unter Genua unterwegs. Wir bewältigen die Strecke von knapp 80 sm (!) dann in genau 12 Stunden, was einem Schnitt von 6,5 kn entspricht (Spitze im Surf 9,24 kn!).

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Den nächsten Tag hielten wir uns in Rönne auf und schlenderten durch die Stadt, bevor es dann am Folgetag zurück nach Sassnitz ging, da die Strecke mit 53 sm die kürzeste war. Auch hier blies es anfänglich mit 4, später dann mit 5-6 Bft. und beeindruckender Welle im Bereich vor Sassnitz. Wir brauchten 8,5 h für die Überfahrt, obwohl uns ein sicher 20-minütiges „Fender über Bord Manöver“ Zeit kostete und uns die Marine über UKW mit einem „Securitè Anruf“ und der Ankündigung von Schießübungen überraschte (eine Viertelstunde vor Beginn) und alle Schiffe aufforderte 10 sm Abstand zu halten. Ist mit einem Sportboot ja nicht mal so eben zu machen, wenn man 15 Minuten vorher davon erfährt! Nachfrage über Funk ergab jedoch, dass wir unseren Kurs nicht zu ändern brauchten!

Am 20.09.22 brachen wir dann bei NW um 4 von Sassnitz nach Peenemünde auf und hatten einen Vorwindkurs mit furchtbarem Gieren um die Längsachse aufgrund des noch erheblichen Wellenganges. Wo es ging versuchten wir ein wenig vor dem Wind zu kreuzen um etwas Stabilität ins Schiff zu bringen. Unterwegs ging ein Notruf einer vor Stralsund gestrandeten Yacht ein und wir verfolgten gespannt den Notverkehr mit der MRC Bremen der DGzRS, welche auch unmittelbar auf den Notruf reagierte. Unser Ziel war der Marine Regatta Verein (MRC) in Peenemünde, ein sehr kleiner Verein mit vielleicht 30 Liegeplätzen und etwa 5 – 8 Gastliegeplätzen. Der Verein liegt unmittelbar neben dem historisch- technischen Museum Peenemünde und genau gegenüber von Kröslin, so konnten wir abends noch ein wenig Museumsschiffe im Nachbarbecken anschauen.

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Am 21.09.22 mussten wir Peenemünde verlassend zunächst etliche Fahrrinnen benutzen und das Flach des Peennemünder Hakens umfahren (tlw. segelnd), bevor wir dann einen wunderbaren, mehrstündigen Spinnakerschlag bis unmittelbar vor Swinemünde bei moderaten 8- 12 kn Wind genießen konnten und vor Swinemünde bei ordentlicher Kreuzsee noch einmal richtig durchgeschüttelt wurden. Erneute Einkehr in das Lokal von der Hinfahrt bescherte und noch einmal wunderbares Essen.

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Leider war für die nächsten Tage Flaute angesagt und so brachen wir am 22.09.22 erneut Richtung Stettin auf, leider permanent unter Maschine fahrend, denn spiegelglattes Wasser umgab uns. Es rührte sich nicht ein Windhauch. Damit war es dann mit der Segelei auch leider schon zu Ende, wir legten in Stettin den Mast und die nächsten Tage wartete erneut die eintönige Kanalfahrt auf uns, mit Zwischenstopp in Schwedt/ Oder und Lehnitz, bevor wir am 25.09.22 mittags wieder in der S.V.T. eintrafen.

FAZIT: Schöner Törn bei herrlichem Wetter, teilweise bereits kalten Nächten (Heizung war nötig), gutem Essen (großteils an Bord gekocht), starkem Wind, jedoch dafür extrem leeren Häfen, wo wir auch hinkamen. Die Saison ist für die meisten Segler bereits beendet gewesen.

Leider ist die Anfahrt zur Ostsee mit 2 x 3 Tagen (Berlin – Swinemünde) ziemlich zeitaufwändig und öde!

Insgesamt 507 sm, davon 221 gesegelt (7 Segeltage)

Berlin, den 29.09.22

Frank Deißler

 


 

 

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