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Vom 6.6. bis 13.06. fand der diesjährige Flottillentörn der Varianta Klassenvereinigung statt, an dem ich erstmalig teilnahm. Insgesamt vier Boote, zwei aus der Rhein - Ruhr Region, eins aus dem Schwarzwald und eben ich aus Berlin stellten sich der Herausforderung und fanden sich zum vereinbarten Start auf dem Rhederlaag in der Nähe von Arnheim ein. Die Ijssel abwärts ging es mit Stationen in Doesburg, Wijhe und Kampen zum Ijsselmeer nach Urk, von dort über Stavoren nach Friesland über Heeg, Ijlst und Heeg zum Ziel nach Warkum. Ein abwechslungsreiche Tour über Fluss, Binnenmeer, kleine Kanäle und Seen, die größtenteils unter Segeln absolviert werden konnte.

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IJssel

Die IJssel ist der nördlichste Mündungsarm des Rheins, sie fließt im Gegensatz zu Nederrijn und Waal nicht direkt in die Nordsee, sondern führt über das Ketelmeer bei Kampen in das 1932 aus der Zuidersee entstandene IJsselmeer. Sie bekommt seit der Fertigstellung des Pannerdensche Kanal im frühen 18 Jh. vertraglich festgelegt 1/9 der Wassermenge des Rheins, sodass sie in der Regel auch im Sommer schiffbar ist. Anfang Juni lag der Pegel mit gut 7 m im zu erwartenden Bereich bei einer Strömung von geschätzt 4 km/h. Die IJssel ist ähnlich wie Rhein und Elbe für die Berufsschifffahrt begradigt, bietet aber auch für Freizeitskipper einige Altarme zum Ankern und attraktive Passantenhäfen in den Orten. Bis auf zwei Ausnahmen haben alle Brücken um die 11 m Durchfahrt und sind so mit der Varianta ohne weiteres zu passieren. Die niedrigen Brücken wurden zeitnah angehoben, sodass wir den Mast nicht legen mussten.

Der starke Strömungsunterschied zwischen Fluss und Nebengewässern ist mit die größte Herausforderung beim Flusssegeln. Beim Ein- und Ausfahren ist nicht nur auf die Strömung, sondern auch auf mögliche Gegenströmung und Verwirbelungen zu achten. Die Windverhältnisse sind an Einmündungen oft überraschend, und Talfahrer erreichen unerwartete Geschwindigkeiten. Der unstete und häufig durch Uferbewuchs und Bebauung abgelenkte Wind erforder ebenso erhöhte Aufmerksamkeit wie die Berufsschifffahrt - insbesondere ihre Verwendung der "blauen Tafel" zur Anzeige des Passierens an Steuerbord.

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Für mich war das alles relativ neu und ziemlich aufregend, entsprechend habe ich dann auch in einigen Situationen lieber den Motor angeworfen als ein Aufkreuzen zwischen den Frachtern zu riskieren. Zum Glück hatten wir einige erfahrene Flusssegler dabei. Obwohl das Wetter in den ersten Tagen noch sehr regnerisch war, war es eine sehr interessante Etappe durch belebte Flusslandschaften mit alten Städten.

IJsselmeer

Das IJsselmeer ist ein großer Süßwassersee und nicht besonders tief (max 6m), entsprechend baut sich schnell eine kurze, steile Welle auf. Tag vier verbrachten wir damit, bei Windstärken um fünf durch das Ketelmeer gegen die Welle aufzukreuzen. Gegen Mittag erlitt eins der Boote einen Ruderdefekt, der aber mit aus allen Booten zusammengesuchtem Material und Werkzeug bei einem Ankerstopp auf der Insel IJsseloog repariert werden konnte. Eine erste Prüfung für den Zusammenhalt der Flottille, die bravourös bestanden wurde.

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Der zweite Tag auf dem IJsselmeer bot ebenfalls reichlich Wind und Welle, fiel aber aufgrund des Halbwindkurses leichter. Wir versuchten mittags den kleinen Hafen von Laaksum anzulaufen, was aber aufgrund der Legerwalllage keine gute Idee war. So erreichten wir bereits gegen 16:00 Stavoren und nutzten das schöne Wetter und den netten Liegeplatz zu eine Grillparty.

Von nun an war das Wetter hervorragend, Temperaturen um 25 °C, guter Wind und Sonne. Außerdem schlossen sich Guido und seine Frau mit ihrer Sailart 20 unserer Flottille an, sodass wir nun mit einem klassenfremden Boot zu rechnen hatten.

Friesland

Friesland war für mich der Höhepunkt der Tour. Man segelt durch kleine Kanäle und ausgedehnte Seen durch die schöne Landschaft, vorbei an alten Höfen und gewachsenen Orten. Die seglerische Infrastruktur ist hervorragend. Fast alle Brücken lassen sich klappen, und das geschieht auch zeitnah bei der Annäherung eines Segelbootes. In den Orten gibt es an den schönsten Stellen Anlegemöglichkeiten, oft mit Strom und Sanitäranlagen versehen, bezahlt wird unkompliziert per App. Entlang der Wasserstraßen baut der Verein Marrekrite kostenlose Anlegemöglichkeiten in der Natur, die gern genutzt werden. Hier ergibt sich immer wieder die Möglichkeit, Kontakt zu anderen Wassersportlern aufzunehmen. Hinzu kommt, dass eigentlich auch immer ausreichend Wind weht.

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Eine besondere Attraktion sind auch die traditionellen Plattbodenschiffe, die auf dem Heegermeer ihre Rennen austragen. Bei dermaßen guten Bedingungen wundert es nicht, dass das Revier stark frequentiert ist. Deutsche und Holländer finden sich geschätz in gleicher Zahl ein, aber auch andere Nationen sind vertreten. Der Wassertourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Friesland, es wird viel investiert, und als Deutscher ist man manchmal ein bisschen neidisch, wie gut die Dinge hier funktionieren.

Flottille

Während der Flottillenführer und ich zunächst Einhand unterwegs waren, waren die anderen Boote mit zwei bzw. drei Seglern besetzt. Wir fuhren meist in Sichtweite zu einander und hatten auch benachbarte Liegeplätze. Alle Boote waren fahrtenmäßig gut ausgestattete Varianta 65 (Kochen, Strom, Kühlung etc.), die vom seglerischen Potenzial her nur geringe Unterschiede aufwiesen. Der in einem Boot eingesetzte Elektoraußenborder kam in zwei Situationen an seine Last- bzw. Reichweitengrenze. Lademöglichkeiten gab es aber an jedem Liegeplatz.

Während zunächst nur eine Frau teilnahm, waren alte weiße Männer deutlich in der Überzahl. In der Regel fuhren alle auf ihren eigenen Booten, es wurde wenig gewechselt. So hatte man den Tag für sich und freute sich auf das Zusammentreffen am Abend, das in der Regel mit einem Anlegebier begann und dann über einen Rundgang durch den Ort in gemeinsames Abendessen mündete. Zweimal wurde gemeinsam gekocht bzw. gegrillt. Konflikte in der Gruppe gab es nicht, im Gegenteil hatte ich zu allen Teilnehmern einen guten Draht. Insgesamt eine angenehme Art zu reisen mit einer guten Mischung aus Segeln und Geselligkeit. Und natürlich auch bequem, denn unser Flottillenführer hat die gesamte Planung und Organisation für uns erledigt. Noch einmal herzlichen Dank dafür.

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Törndaten

Tag Ziel Km unter Motor
Mo. 6.6 Doesburg 7 0
Di. 7.6. Wijhe 65  5
Mi 8.6. Kampen 32 5
Do 9.6. Urk  35 0
Fr. 10.6. Stavoren 36 3
Sa 11.6. Sneek 30 10
So 12.6. Workum 25 12

 

 

 

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